Leseproben / Romane

1) Leseprobe/Roman: 
Von Platz zu Platz

2) Leseprobe/Roman: 
Eine Tragödie ereignet sich niemals vor drei

1) Leseprobe/Roman: 

Von Platz zu Platz

Wissenswertes

    Die Inhalte dieses Buches sind weitestgehend ausgedacht.


   Inspiriert durch offene Augen und der einen oder anderen bereichernden Persönlichkeit, trägt diese Geschichte einen Hauch autobiografischer Erfahrungen in sich, gewürzt mit einem Fitzelchen Humor – während des Alltags  unübersehbar und mit voller Wucht, facettenreich durchs Gelände brettert.

    Carsten ist gerne im Kopf unterwegs und nimmt uns mit auf seiner Reise:

    „Die Art und Weise, wie ich meine Lebenslinie interpretiere, macht mich zu einem schwarzen Schaf oder zu einem bunten Hund!“

 
Kapitel 41

Apropos „Lebenslinie“ …

    Carstens Kopf steht nie still! In ihm steckt ein hochsensibler, kreativer Geist, ein weltoffener, sympathischer, charismatischer und zugleich rastloser Dynamiker.

    Um zu verstehen, wie aus ihm der Mensch wurde, der er heute ist, sind nachfolgende Informationen von immenser Wichtigkeit.


    Würde man Carsten fragen, wie die Menschheit aus seiner Sicht zu deren individuellen Schicksalen und Persönlichkeiten kamen, würde er es wahrscheinlich so beschreiben: 

    „In einem riesigen Fabrikgebäude wir jede Lebenslinie festgelegt und auf einer personalisierten Karteikarte individuell vergeben.“
    „Die frei gewählten Eheleute „Zampano“ sind  gleichberechtigte Geschäftsführer.“ 

    „Auf die Frage, wo diese Fabrik steht, sähe man den Schalk in seinem Nacken und den Mordsspaß in Carstens Augen“:

    „Ist doch wurscht, wo sie steht“, würde er sagen.
„Jedenfalls steht sie nicht in Russland und auch nicht in den USA, nicht in China und ebenfalls nicht in Indien; die Türkei fiele auch raus!“


    „In Europa schon eher, möglicherweise in Dänemark, Finnland oder Schweden – wegen der glücklichen Menschen!“

    „Jules Verne würde die Fabrik höchstwahrscheinlich auf dem Grund eines endlosen Meeres sehen, George Lucas beschriebe sie auf einem fernen Wüstenplaneten; die Frau des großen Zampano hieße Lea und wäre eine bürgerlich verheiratete Prinzessin.“

    „Bei Janosch stünde sie jedenfalls nicht in Panama.“


    An einem Sonntagnachmittag im Juni 1962 lag eine ganz besondere Karteikarte auf einem Schreibtisch, in der ersten Etage dieser Fabrik. Oben draus stand: „Carsten L., Berlin-Charlottenburg“ .

    Ansonsten war sie leer. Der zuständige Mitarbeiter hatte sich wieder verspätet, kam zugekifft und hackenbreit wie ein Rastafari am Grounation Day in sein Büro.
    Beseelt vom Kraut und breit grinsend saß er bei bester Laune auf seinem Stuhl, schwang seinen knallroten Filzstift wie ein Dirigent den Taktstock auf der Karteikarte hin und her, rauf und runter im Reggae-Takt.
    Nach etwa einer Minuten drückte er ihr den Stempel „Bearbeitet“ auf und legte sie in die Ablage mit dem Vermerk: „Bereit zum Versand“.

    So kam Carsten L. aus Berlin-Charlottenburg zu seinem Lebensentwurf.

(…)

Einblicke

2) Leseprobe / Roman

Eine Tragödie ereignet sich niemals vor drei

Wissenswertes

„Eine Tragödie ereignet sich niemals vor drei“
 
 
    Man sagt, man solle den autobiografischen Roman erst dann beginnen, wenn zwei – besser drei – andere Romane zuvor geschrieben wurden. Die Gefahr, sich vom Gewicht der eigenen Lebensgeschichte vom eigentlichen Kreativpotenzial ablenken zu lassen, sei enorm. So steht es geschrieben.
 
    Gerne hätte ich diese Info früher gehabt. Denn als ich davon erfuhr, hatte ich bereits 175 Seiten mit rund 40.000 Wörtern in die Tastatur gehämmert.
 
    Doch Papier ist bekanntlich geduldig, und Geduld gehörte nie zu meinen Stärken. Also arbeitete ich an diesem Buch zu dem Zeitpunkt weiter, als der Plot meines ersten „Machwerks“ in der Rohfassung stand.

 
    Dieses Buch enthält autobiografische Elemente, die hier und da – sagen wir – mit einer Prise Kreativität verfeinert und angereichert wurden. Ausgedachte Episoden und solche aus dem echten Alltag halten den Spannungsbogen auf Trab. Man kann nie sicher sein, was real ist und was Fiktion. Oder doch? 
   Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz.
 
    Es ist die Geschichte von einem der auszog, sich aus den Zwängen einer provinziellen ostwestfälischen Kleinstadt freizuschwimmen und sein Ding zu machen.


Kapitel 4

Die Geburt des ersten Kindes
Nils kommt … in einer Dienstagnacht im August

    In der Nacht schüttelte Irene Jonas heftig wach und stand Sekunden später bereits im Bad.

    „Jonas … ich glaube, meine Fruchtblase ist geplatzt!“

    Sie stand im Türrahmen zum Bad, kreidebleich, als wäre sie dort festgewachsen. Ganz ruhig, nicht mehr bewegen als nötig, dachte sie panisch. Mit einer Hand klammerte sie sich an den Türrahmen, mit der anderen stützte sie ihren Bauch, beugte sich ein wenig vor und warf Jonas einen Blick zu, als wollte sie sagen:

    „Mach was!“

    Jonas saß kerzengerade im Bett, sprang auf und war mit drei Schritten bei ihr. Irene stand bereits in einer ausgedehnten Pfütze Fruchtwasser, in der sie sich spiegelte. Die Badezimmerlampe zauberte mit jeder Bewegung Lichtreflexe auf kleine Wellen.

    „Das riecht aber nach nichts!“, stellte er nüchtern fest. Oder war er noch gar nicht wach? Oder halluzinierte er?

    „Jonas! Bitte! Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt!“, fauchte Irene und warf ihm einen mit Vernichtung gespickten Blick zu.
    Okay, dachte er, ich halluziniere nicht. Der Blick und ihre schrille Stimme – das ist sehr real!

    Jonas versuchte angestrengt, seine Gedanken zu sortieren. „Nur die Ruhe bewahren“, murmelte er, auch wenn er in diesem Moment nicht wusste, wo er sie aufbewahrt hatte.

    Hermann! schoss es ihm in den Kopf. Nachbar Hermann von gegenüber! „Hermann hat drei Kinder!“, überlegte er laut. „Der weiß bestimmt, was jetzt zu tun ist!“ 
    „Es ist halb drei Uhr in der Nacht! Du kannst ihn doch jetzt nicht wecken!“
    „Ach was, das passt schon!“, winkte Jonas ab, zog seine Jeans hoch. Beim Hinausgehen knöpfte er die Hose zu, hörte noch Irene protestieren und lief mit schnellen Schritten durch die kühle Nachtluft durch den Garten. Irenes Stimme wurde leiser und leiser.
    Hermanns Schlafzimmer lag direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Die beiden Familien hatten schon oft miteinander gefeiert, man kannte sich aus.
    Er klopfte vorsichtig an das heruntergelassene Rollo. Nichts rührte sich. Er klopfte erneut, diesmal fester.
    „Hermann!“
    „Heeeermannn!“
    „Herm …!“
Plötzlich wurde das Rollo ruckartig hochgezogen. Hermann schob die Gardine schlaftrunken zur Seite und blinzelte Jonas mit nachtblinden Augen an.
    „Was’n los mit dir? Ist was passiert?“, grummelte er, noch halb im Schlaf.
    „Irene hat einen Blasensprung …!“
    „Ach sooo, dann macht euch langsam auf den Weg ins Krankenhaus!“
„Das ist ganz normal, war bei unseren drei Kindern auch so.“
    „Langsam?! Hermann, sie hat einen Bla-sen-sprung! Eine riesengroße Pfütze, sie läuft aus!“
    „Schnapp dir Irene und fahr mit ihr ins Krankenhaus“, nickte Hermann wissend.
(…)
02:45 Uhr in der nächsten Nacht kam Nils zur Welt.
Drumherum entbrannte ein Drama, das er so nicht kommen sah, aber dazu später mehr.
(…)

Einblicke